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Endstation Hartz IV?

Der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW zeigt, dass nur einer Minderheit von Hartz-IV-Beziehern die Rückkehr ins normale Berufsleben gelingt

Paderborn, 17.9.2019 (cpd) – Nur wenigen Hartz-IV-Beziehern gelingt die Rückkehr ins normale Berufsleben. Das zeigt der aktuelle Arbeitslosenreport der Freien Wohlfahrtspflege NRW. Jeden Monat schaffen es nur knapp zwei Prozent der 1,16 Millionen erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher in NRW, einen sozialversicherungspflichtigen Job zu bekommen. Und nur die Hälfte kann davon leben.

„Die Situation des Einzelnen muss bei der Vermittlung besser berücksichtigt werden“, sagt der Vorsitzende des Ausschusses „Arbeit/Arbeitslosigkeit“ der Freien Wohlfahrtspflege in NRW, der Paderborner Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig. „Wenn man die soziale Situation der Betroffenen langfristig stabilisieren will, muss die Integration in Arbeit nachhaltig sein und darf nicht schon nach wenigen Monaten wieder beendet sein.“

Rund 280.000 Menschen im Erzbistum Paderborn waren im Dezember 2018 auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Aber nur etwa 4.000-mal  gelang es, eine dieser Personen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu integrieren. „Das ist ein Beleg dafür, wie schwer es Hartz-IV-Empfänger haben, wieder in den Arbeitsmarkt hineinzukommen“, sagt Lüttig. „Und selbst wenn es ihnen zunächst gelingt, ist fraglich, ob sie auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft Fuß fassen können.“

Denn viele befinden sich spätestens nach einem Jahr wieder auf Jobsuche. Laut Arbeitslosenreport waren im Erzbistum Paderborn von den 4.700 Personen, die das Jobcenter im Dezember 2017 in sozialversicherungspflichtige Arbeit vermittelt hatte, im Dezember 2018 nur noch 3.170 beschäftigt, das waren 67,4 Prozent. Viele sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, nämlich 1.300, endeten schon innerhalb der ersten drei Monate. „Es natürlich nicht ausreichend, Menschen nur kurzfristig in Arbeit zu bringen“, betont Josef Lüttig. „Die Menschen brauchen dauerhaft Arbeit, um wieder in eine stabile soziale Situation zu gelangen.“

Ein weiteres Problem ist, dass viele der Arbeitsvermittlungen noch nicht mal zu einem Ende des Hartz-IV-Bezugs führen – etwa wenn Menschen aus gesundheitlichen oder familiären Gründen nur Teilzeit arbeiten können oder weil ein zu geringer Lohn selbst bei Vollzeitarbeit nicht zum Lebensunterhalt reicht. Im Erzbistum Paderborn gelang es nur in 51 Prozent  der vermittelten Fälle, auch aus dem Hartz-IV-Bezug herauszukommen. „Langzeitarbeitslose haben es nach wie vor schwer, der Armutsfalle zu entkommen“, kritisiert Lüttig.

 Zahlen zu den meisten Kreisen und kreisfreien Städten in NRW unter www.arbeitslosenreport-nrw.de

 

Hintergrund „Arbeitslosenreport NRW“

Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen. Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Bildungs- und Sozialpolitik (IBUS) der Hochschule Koblenz.

In der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW haben sich 16 Spitzenverbände in sechs Verbandsgruppen zusammengeschlossen. Mit ihren Einrichtungen und Diensten bieten sie eine flächendeckende Infrastruktur der Unterstützung für alle, vor allem aber für benachteiligte und hilfebedürftige Menschen an.