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Ein Ort, der Zukunft schenkt

 

Freude über die Einweihung des „Franziskushauses“ mit Sozial-Kaufhaus und 16 Wohnungen auf dem Gelände des SKM in Paderborn (von links): Thomas Obergassel (Projektverantwortlicher beim Caritasverband für das Erzbistum Paderborn), Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber, Landrat Christoph Rüther, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof und Marco Schmitz MdL (Vorsitzender Sozialstiftung NRW). Foto: cpd/Markus Jonas

Paderborn, 17.7.2025 (cpd) – Nach einem Jahr Bauzeit und einer Investition von 3,5 Millionen Euro haben der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn als Bauherr und der SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste in Paderborn als Betreiber gestern (16. Juli) das „Franziskushaus“ in der Kapellenstraße eröffnet. Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz segnete bei einem Hoffest auf dem SKM-Gelände das neue Gebäude im Anschluss an einen Gottesdienst auf dem Gelände. Es sei „ein Ort, der Zukunft schenkt“, sagte er. Das Gebäude mit einem Sozialkaufhaus sowie 16 Wohnungen für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen schaffe verlässliche Räume für Menschen, was aber mehr sei als nur eine funktionale Hilfe gegen Wohnungslosigkeit. Es sei daher heute „ein Tag der Hoffnung, ein Tag, an dem aus einer Idee ein Raum wird – ein Raum der Würde.“

Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber begrüßte die Festgäste. Foto: cpd/Markus Jonas Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber sagte, das Franziskushaus solle – ganz im Sinne des Caritas-Jahresmottos „Caritas öffnet Türen“ – Menschen vom Rand der Gesellschaft aufnehmen, umsorgen, ihnen ein Zuhause geben und mit dem Sozialkaufhaus auch Menschen mit geringem Einkommen versorgen. Sie betonte den Wunsch nach einem „gelingenden Miteinander“ auf und vor dem SKM-Gelände und mit der Nachbarschaft.

Erzbischof Bentz sagte, dass „die Zukunftsperspektiven, die von diesem Ort ausgehen“, nun gemeinsam gestaltet werden müssten – mit Politik, mit Kirche, Verwaltung und Nachbarn. Angesichts der oft auch realen Sorgen der Nachbarschaft durch Konflikte wie Lärmbelästigung und Drogenkonsum vor dem SKM-Gelände und den u. a. daraus resultierenden ernstzunehmenden Ängsten und Unsicherheiten schlug er einen „Runden Tisc Erzbischof Bentz schlug in seiner Predigt im Gottesdienst einen „Runden Tisch“ vor. Foto: cpd/Markus Jonas h“ aller Beteiligten vor. Dazu habe sich die Stadt nach Auskunft von Bürgermeister Michael Dreier bereit erklärt, und dafür sei er sehr dankbar. Auch SKM und Diözesan-Caritasverband als Vertreter des Erzbistums Paderborn würden sich daran beteiligen, sagte der Erzbischof. „Es ist klar, dass die Menschen, für die dieses Haus gebaut wurde, nicht die sind, die Angst machen. Sie sind Männer und Frauen mit schweren Biografien. Dieses Haus ist nicht Teil des Problems, es ist Teil der Lösung des Problems.“

Benannt sei das Franziskushaus nach dem am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus, erklärte Detlef Müller, Vorsitzender des SKM Paderborn. Dieser habe immer wieder daran erinnert, an die Ränder zu gehen, die Not und Angst der Menschen zu sehen und barmherzig zu sein. In der Kombination von Sozialkaufhaus, Wohnungen, Arbeitsgelegenheiten und Hilfeangeboten auf dem Gelände des SKM sei dieses Projekt „einzigartig“, betonte Maximilian Meyer, Referent für Wohnungslosenhilfe beim Diözesan-Caritasverband. Angesichts der stetig steigenden Zahlen von Wohnungslosen in NRW und der angespannten Lage am Wohnungsmarkt auch in Paderborn sei dies ein Schritt in die richtige Richtung. SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof zeigte sich sehr glücklich mit dem Neubau: „Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf, aber auch eine Aufgabe. Das Sozialkaufhaus ist für viele Menschen ein Anker. Es bietet Halt und eine sinnvolle Arbeit, nämlich ökologisch wertvoll Möbel und Kleidung aufzubereiten. Ich bin sehr stolz, dass das alles im neuen Franziskus-Haus möglich ist.“ SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof nahm Glückwünsche zur Eröffnung des neuen Gebäudes entgegen. Foto: cpd/Markus Jonas

Mitte August sollen die ersten Bewohner einziehen. Thomas (Name geändert) freut sich schon sehr darauf. Nach einer Umschulung fand er keine Arbeitsstelle. Als seine Beziehung scheiterte, fand er keine Wohnung, campierte zwischenzeitlich in einem Zelt, kam dann in einer Wohnbox auf dem SKM-Gelände unter. „Ich habe mir die Wohnung bereits angeschaut, die ist wirklich super“, sagt er glücklich. Eine weitere künftige Bewohnerin findet dagegen keine Worte. Nachdem sie sich ihre Wohnung anschauen konnte, brach sie vor Rührung in Tränen aus, berichtet Joachim Veenhof.

Der SKM betreut und beschäftigt im Sozialkaufhaus und einer angeschlossenen Kreativwerkstatt langzeitarbeitslose Menschen. Zehn arbeiten im Sozialkaufhaus, das auf einer Fläche von 466 Quadratmetern gebrauchte und neue Waren anbietet. In der angegliederten Kreativwerkstatt werden eigene Produkte entwickelt und gebaut, aber auch gespendete Waren wie etwa Möbel und Fahrräder aufgearbeitet oder repariert. In den oberen beiden Etagen befinden sich 14 altersgerechte barrierefreie Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Bad und Balkon mit einer Wohnungsgröße von je 36 Quadratmetern sowie zwei rollstuhlgerechte Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Bad und Balkon auf 47 Quadratmetern. Ein Infrastrukturraum mit Badezimmer und Terrasse schließt im Erdgeschoss an das Sozialkaufhaus an. Dort sollen auch Behandlungsmöglichkeiten durch die ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzte von „Sento“ und Maltesern entstehen. Zurzeit bietet ein Team von 13 Ärztinnen und Ärzten sowie 12 nichtärztlichen Mitarbeitenden im Rahmen des Malteser-Projektes „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“ (MMM) in einem Container neben dem Neubau mittwochs von 15 bis 17 Uhr eine Sprechstunde an. 

Gefördert wurde der Neubau durch die Sozialstiftung NRW, die NRW-Bank, die Renate-Hans-und-Maria-Hofmann-Stiftung, die Glücksspirale und das Deutsche Hilfswerk. Der Neubau des Paderborner Architektenteams Andreas und Ann-Kathrin Wigge sowie die umliegenden Bestandsgebäude werden demnächst CO2-neutral durch eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe beheizt. Eine Photovoltaik-Anlage versorgt den Neubau mit Strom, der den Mietern kostengünstig zur Verfügung gestellt wird. 

 

Infos zum Neubau

  • Baukosten von rd. 3,5 Mio. €
  • 466 m² Sozialkaufhaus im Erdgeschoss und Kellergeschoss eine großzügige Verkaufsfläche zur Verfügung. Ein Infrastrukturraum mit Badezimmer und Terrasse schließt im Erdgeschoss an das Sozialkaufhaus an. Diese Räumlichkeiten stehen in Zukunft den Ärzten und Sozialarbeitern für ihre Arbeit zur Verfügung.
  • 14 altersgerechte barrierefreie 2-Zimmerwohnungen mit Bad und Balkon mit je einer Wohnungsgröße von 36 m²
  • 2 rollstuhlgerechte 2-Zimmerwohnungen mit Bad und Balkon auf 47 m2 Wohnungsgröße erstrecken sich über das erste und zweite Obergeschoss.
  • Das Gebäude wurde im KFW 40 Standard erstellt. Beheizt wird der Neubau sowie die umliegenden Bestandsgebäude CO2-neutral durch eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe, die das warme Grundwasser durch 2 Tiefenbohrungen aus einer Tiefe von ca 60m bezieht. Eine 29,7 KWp PV Anlage versorgt den Neubau mit Strom. Dieser Strom wird den Mietern in einem Mieterstrommodell kostengünstig zur Verfügung gestellt.
  • Auf der Hoffläche stehen zudem zwei weitere Wallboxen zum Betanken von E-Autos den Mietern sowie dem SKM zur Verfügung. Zur Bewässerung der neu angelegten großzügigen Grünfläche wurde im hinteren Bereich des Grundstückes ein 15.000-Liter-Erdtank zur Speicherung des Regenwassers verbaut. Im vorderen Bereich wurden sogenannte Unterflursysteme zur Abfallentsorgung verbaut. Diese gewährleisten eine saubere, geräusch- und geruchsarme Entsorgung von Abfällen.